Staufer und Welfen

Staufer und Welfen
Staufer und Welfen
 
Die Geschichte Deutschlands im hohen Mittelalter wurde durch den machtpolitischen Gegensatz zweier Adelsfamilien, der Staufer und der Welfen, geprägt. Die Welfen stammten aus einem alten, ursprünglich um Metz angesessenen Geschlecht der karolingischen Reichsaristokratie, das jedoch bereits im 8. Jahrhundert nach Schwaben wechselte und sich dort später um Weingarten ein neues Machtzentrum schuf. Demgegenüber handelt es sich bei den Staufern um eine altschwäbische Dynastie, die im Investiturstreit in den Kreis der führenden Familien aufstieg, als Kaiser Heinrich IV. im Jahre 1079 Friedrich I., der sich nach dem Stammsitz bei Göppingen (Burg Stoph bzw. Stauf) »von Staufen« nannte, das Herzogtum Schwaben verlieh und seine Tochter Agnes zur Frau gab.
 
Zur offenen Feindschaft zwischen den beiden Familien kam es, als nach dem Aussterben des salischen Kaiserhauses (1125) nicht der Staufer, Herzog Friedrich II., Neffe des verstorbenen Kaisers Heinrich V., sondern der Sachsenherzog, Lothar III., der verwandtschaftlich und politisch eng mit der welfischen Familie verbunden war, zum König gewählt wurde. Der Anspruch der Staufer auf das salische Hausgut als Erbe führte zum bewaffneten Konflikt mit der Welfenpartei, der sich noch weiter verschärfte, als die Fürsten 1138 nach dem Tode Kaiser Lothars den Staufer Konrad III. - gegen den Schwiegersohn des verstorbenen Kaisers, den Welfen Heinrich den Stolzen - zum König wählten. Nachdem es Konrad nicht gelungen war, seinen mächtigen Gegner, der neben dem bayerischen auch das sächsische Herzogtum als Erbe beanspruchte, militärisch niederzukämpfen, suchte Konrads Neffe und Nachfolger als König, Friedrich Barbarossa, der spätere Kaiser Friedrich I., zunächst den politischen Ausgleich mit den Welfen, indem er seinen Vetter Heinrich den Löwen als Herzog von Sachsen und Bayern bestätigte. 1180 kam es jedoch zum Bruch zwischen Kaiser Friedrich I. und seinem übermächtigen Vasallen, der zum Sturz Heinrichs des Löwen und zur Aufteilung und Neuverleihung seiner Reichslehen an andere Reichsfürsten führte; der welfischen Familie blieb nur das Allod (Eigengut).
 
Außenpolitisch unterstützt vom englischen Königshaus - Heinrich der Löwe war mit einer Tochter König Heinrichs II. von England verheiratet - setzten die Welfen jedoch in der Folgezeit den Kampf gegen die Staufer fort. Dabei gelang es dem Sohn Heinrichs des Löwen, Otto IV., nach der Doppelwahl von 1198 und der Ermordung seines staufischen Rivalen Philipp (1208) vorübergehend in ganz Deutschland als Reichsoberhaupt Anerkennung zu finden; gegen den vom Papst ins Spiel gebrachten staufischen Gegenkandidaten Friedrich II. vermochte er sich jedoch nicht durchzusetzen. In der Schlacht von Bouvines (1214), in der Otto an der Seite des englischen Königs Johann Ohneland gegen den mit den Staufern verbündeten französischen König kämpfte, wurde der deutsche Thronstreit zugunsten der Staufer entschieden. Der Sieger, Kaiser Friedrich II., legte den Dauerkonflikt zwischen den beiden Familien endgültig bei, als er 1235 den Enkel Heinrichs des Löwen, Otto von Lüneburg, zum Fürsten des aus kaiserlichen Schenkungen und dem welfischen Allodialbesitz neu geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg erhob.

Universal-Lexikon. 2012.

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